Warum Kinderteller in Restaurants ein Problem sind (und wie’s besser geht)

Mein Herz ist mir fast stehen geblieben, als ich in Wien einen Kinderteller gesehen hab mit der Beschreibung: „Alles vom Erwachsenenmenü, nur kleiner und ohne Grün.“ Seitdem achte ich genau darauf, was auf Kindertellern landet – meist kleinere Portionen, oft mit einem Zuckerl dazu, und vor allem: fast keine Ballaststoffe.

 

Neulich hab ich mit einer Freundin, die ein Restaurant führt, darüber geredet. „Warum macht’s ihr eigentlich immer ein Süßigkeit auf den Teller?“ Sie war selber nicht begeistert davon, aber die Männer in der Küche meinten, da muss was Süßes drauf, weil die Kinder das so gerne mögen. Meine Frage: „Warum legst du dann nicht eine Erdbeere drauf? Ist auch süß, aber wenigstens mit Ballaststoffen. Und wenn du schon dabei bist, leg halt zwei, drei Karottenstückerl dazu.“ Eine andere Mutter die dabei war, war auch genervt von den Süßigkeiten. „Kinder kriegen eh schon überall Süßes, sie brauchen’s wirklich nicht auch noch am Teller im Restaurant. Aber wenn’s drauf ist, können wir als Eltern es nicht einfach wegnehmen – wir haben keine Wahl, das Zuckerl wird uns quasi aufgezwungen“.

 

Das ist doch verrückt – bei McDonald’s kriegst du mit den Apfel-Spalten oder Karotten-Sternen mehr Ballaststoffe als in so manchem anderen Restaurant!

 

Als Ernährungswissenschaftlerin mit einem Doktor in Darmmikrobiologie weiß ich, welche Schäden Ballaststoffmangel anrichten kann – und das schon nach wenigen Tagen. Nur 15% der Menschen essen täglich genug Ballaststoffe. Deshalb erzähl ich meinem Sohn auch nicht, dass er „gesund“ essen soll, sondern dass seine Darmbakterien hunger haben. Die helfen ihm nämlich beim Wachsen und Starkwerden, aber dafür brauchen sie Ballaststoffe. Mittlerweile liebt er es, seine Bakterien zu füttern.

 

Vor einer Weile waren wir in einem Restaurant, mein Sohn hatte Pommes und war glücklich, aber dann meinte er: „Mama, meine Bakterien haben Hunger.“ Also hab ich ihn ermutigt, einfach zu fragen. „Herr Ober, haben Sie auch Karotten und Gurken?“ Der Kellner war erst mal baff, dass ein Kind von sich aus nach Gemüse fragt, dann meinte er, er könne sicher was organisieren. Er kam mit einem kleinen Salat zurück – geraspelte Karotten und zwei Gurkenscheiben, leider in Dressing ertränkt, was mein Sohn natürlich nicht mochte. Also hat er nichts davon gegessen, der Kellner hat sicher gedacht „Hab ich’s doch gewusst, Kinder wollen kein Gemüse“.

 

Wir müssen weg von diesem Vorurteil, dass Kinder keine Ballaststoffe wollen! Vor allem in der Gastronomie. Es geht oft nur darum, wie’s angeboten wird – ein Pfannkuchen mit Gesicht drauf ist auch viel spannender als ein normaler. Aber es muss gar nicht fancy sein. Oft reichen schon ein paar kleine Stückerl, wie die Karotten-Sterne von McDonald’s. Eine Erdbeere auf dem Teller, ein paar Gurken-, Karotten- oder Paprikastreifen. Sachen, die die Küche eh schon für andere Gerichte da hat und nicht extra einkaufen muss. Für Restaurants könnte das sogar ein Vorteil sein – ich glaub, es gibt viele Eltern da draußen, die ihren Kindern auch außer Haus gesundere Optionen geben wollen. Das könnte ein echtes Alleinstellungsmerkmal werden. Was könnte man alles machen? Mehr Obst auf den Teller – das essen die meisten Kinder eh gern – z.B. Apfel-Spalten oder getrocknete Cranberries, oder sogar Gemüse, zu Schnitzel und Pommes passen auch ein oder zwei kleine Karotten oder paprika dazu. Wichtig: nicht zu ausgefallen, Kinder wollen Sachen, die sie kennen. Und bloß nicht „gesund“ dazuschreiben – das schreckt nur ab.

 

Falls ihr in der Gastronomie arbeitet oder jemanden kennt, der ballaststoffreichere Kinderteller einführen möchte – ich helfe gern bei der Menüberatung. Wie man Ballaststoffe einbaut und sie so präsentiert, dass Kinder sie auch essen.

 

Was haltet ihr von solchen Initiativen? Und falls ihr schon Restaurants kennt, die das gut machen, schreibt mir gern – ich würde liebend gern darüber berichten!

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