Die Darm-Hirn-Achse: Warum dein Bauchgefühl mehr ist als nur ein Spruch

Manchmal bin ich noch immer fasziniert davon, was wir in der Wissenschaft alles entdecken. Dass unser Darm und unser Gehirn miteinander kommunizieren – und zwar permanent – das klingt fast wie Science Fiction, ist aber pure Realität. Als Ernährungswissenschaftlerin & Darmmikrobiologin beschäftige ich mich täglich damit, aber ehrlich gesagt, es macht mich noch immer sprachlos.

 

Die Darmbakterien produzieren Botenstoffe, die über verschiedene Wege – hauptsächlich über den Vagusnerv, aber auch über Hormone und das Immunsystem – direkt mit eurem Gehirn kommunizieren. Dieser ständige Austausch beeinflusst nicht nur deine Verdauung, sondern auch deine Stimmung, deinen Stresslevel und sogar deine Denkleistung. Das Verrückte dabei? Etwa 90% unseres Glückshormons Serotonin wird nicht im Gehirn, sondern im Darm produziert! Deshalb sprechen wir Wissenschaftler auch vom „zweiten Gehirn“ – dem enterischen Nervensystem in unserem Bauch, das über 500 Millionen Nervenzellen enthält. Das sind mehr Nervenzellen als im Rückenmark!

 

Aber hier wird’s richtig interessant: Die Zusammensetzung eurer Darmbakterien – euer Mikrobiom – entscheidet maßgeblich mit, welche Botenstoffe produziert werden. Habt ihr viele „gute“ Bakterien, die ballaststoffreiche Nahrung lieben, produzieren diese unter anderem kurzkettige Fettsäuren wie Butyrat. Diese wirken nicht nur entzündungshemmend, sondern können auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden und dort positive Effekte haben.

 

Das Faszinierende daran ist, dass wir trotz aller Forschung noch so wenig über diese komplexen Zusammenhänge wissen. Jeden Tag werden neue Verbindungen entdeckt, neue Mechanismen verstanden. Es ist ein bisschen so, als würden wir gerade erst anfangen, eine völlig neue Sprache zu lernen – die Sprache zwischen Darm und Gehirn. Was wir aber schon sehr sicher wissen: Ballaststoffe sind die wichtigste „Währung“ in dieser Kommunikation. Sie sind das Futter für die guten Bakterien, die dann wiederum die Botenstoffe produzieren, die unser Gehirn positiv beeinflussen können.

 

Nehmen wir zum Beispiel Walnüsse – die sehen nicht nur aus wie kleine Gehirne, sie sind auch echte Superhelden für die Darm-Hirn-Achse. Eine Handvoll (etwa 30 Gramm) liefert euch 2 Gramm Ballaststoffe plus reichlich Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken. Die perfekte Kombination für glückliche Darmbakterien und ein gesundes Gehirn. Deshalb liebe ich auch unseren Birnen-Ziegenkäse-Salat mit Walnüssen so sehr. Er ist nicht nur köstlich, sondern auch ein perfektes Beispiel dafür, wie wir über das Essen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen können. Die Ballaststoffe aus den Walnüssen und der Birne füttern die guten Bakterien, während die Omega-3-Fettsäuren zusätzlich entzündungshemmend wirken.

 

Es zeigt auch, warum es so wichtig ist, täglich genug Ballaststoffe zu essen. Nur 15% der Menschen schaffen die empfohlene Tagesmenge – dabei ist es eine der einfachsten Möglichkeiten, aktiv etwas für die Gesundheit von Darm und Gehirn zu tun.

 

Was mich am meisten beeindruckt: Wir stehen erst am Anfang des Verständnisses dieser faszinierenden Verbindung. Jede neue Studie zeigt uns, wie vernetzt unser Körper wirklich ist und wie sehr unsere Ernährung nicht nur unseren Körper, sondern auch unseren Geist beeinflusst.

 

Das nächste Mal, wenn ihr ein „Bauchgefühl“ habt, denkt daran: Euer Darm kommuniziert tatsächlich mit eurem Gehirn. Und mit jedem ballaststoffreichen Bissen gebt ihr dieser Kommunikation die besten Voraussetzungen, um optimal zu funktionieren.

 

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